2024
SVIRAC Anté
Paradigma in der Theologie
Untersuchungen zu einem umstrittenen Begriff
Diese Dissertation ist ein Versuch, die Frage über das Paradigma, ein umstrittener Begriff in der Theologie, zu beantworten. Der Begriff des Paradigmas im Kontext der Wissenschaftstheorie wurde von Thomas Kuhn eingeführt und seit der Veröffentlichung seines Hauptwerkes „The structure of scientific revolutions“ ist der Begriff des Paradigmas ubiquitär geworden. Nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch im Alltag hat sich dieser Begriff verortet. Die Problematik des Begriffs zeigt sich in seiner Unbestimmtheit. Aus diesem Grund war es notwendig, noch einmal zu untersuchen, was Thomas Kuhn mit der Verwendung des Begriffs Paradigma bezweckte und warum sich gerade dieser Begriff für seine Wissenschaftstheorie als nützlich erweist. Es stellte sich heraus, dass auch bei Thomas Kuhn der Begriff des Paradigmas recht vage ist, obwohl er versuchte, die Bedeutungen des Begriffs auf zwei zu reduzieren: Einerseits Paradigma als Exemplar und andererseits Paradigma als Disziplinarmatrix. Da für Thomas Kuhn das Exemplar Teil der Disziplinarmatrix ist, betonte die weitere Rezeption des Begriffs im Allgemeinen das Paradigma als Disziplinarmatrix oder Weltanschauung. Dies führte zu einem einseitigen Verständnis des Begriffs selbst, der eigentlich, wie einige Autoren bemerkt haben, aus einem anderen Grund interessant und fruchtbar ist. Der Paradigmenbegriff half Kuhn nämlich dabei zu zeigen, wie die Wissenschaft in ihren Anfängen und nach großen Veränderungen, also wissenschaftlichen Revolutionen, funktioniert. Das Konzept eines Paradigmas als Exemplar ist von anderer Natur als das Paradigma der Disziplinarmatrix, da die Art und Weise, wie ein Wissenschaftler arbeitet, grundlegend anders ist. Das Paradigma als Exemplar ist die Quelle von Ähnlichkeitsrelationen und das auf implizite Weise, ohne dass es einer Rationalisierung bedarf, während die Disziplinarmatrix die explizite Form all jener für die Wissenschaft wesentlichen Dinge ist, also metaphysischer und methodologischer Bindungen. Wenn man diesen Unterschied zwischen Exemplar und Disziplinarmatrix berücksichtigt, wird deutlich, dass es eine gewisse Entwicklung zwischen dem Paradigma als Exemplar, dem Haupttreiber wissenschaftlicher Erkenntnisse und Konsensquelle unter Wissenschaftlern, und entwickelten wissenschaftlichen Traditionen gibt, d.h. die Disziplinarmatrix. Die Einseitigkeit der Interpretation bzw. der Betonung des Paradigmas in seiner entwickelten und expliziten Bedeutung als Disziplinarmatrix ist auch in der Rezeption des Begriffs in der Theologie präsent. Am Beispiel von Theologen, die sich direkt mit dem Paradigmenbegriff auseinandersetzten, wurde gezeigt, dass der Schwerpunkt meist auf der entwickelten paradigmatischen Theorie liegt und nicht auf der Bedeutung des Paradigmas als Exemplar. Bestimmte Elemente, die das Paradigma als Exemplar schätzen, etwa bei Ian Barbour und Dirk-Martin Grube, sind Indikatoren dafür, dass Paradigma auch in der Theologie anders verstanden werden kann. Häufige Vergleiche zwischen Thomas Kuhn und Michel Foucault führten zum Denken von Foucaults Schüler, Giorgio Agamben, der sich in besonderer Weise mit dem Begriff des Paradigmas auseinandersetzte. Als Paradigmen bezeichnete der italienische Philosoph die Figuren, die er in seinen philosophischen Analysen verwendete. Seine Selbstreflexion über die Methode war nützlich für eine zusätzliche philosophische Artikulation der Bedeutung des Begriffs des Paradigmas als Exemplar oder Beispiel. In seinem Sinne ist die Logik des Paradigmas ein Beispiel für den dritten Weg zwischen Deduktion und Induktion. Agambens Paradigmenbegriff bleibt der Konkretheit treu, die Thomas Kuhn seinem Paradigmenbegriff beimaß.
Basierend auf der Analyse des Paradigmenbegriffs durch Thomas Kuhn und Giorgio Agamben und motiviert durch die bisherige Einseitigkeit der Rezeption des Begriffs in der Theologie, wurde in dieser Dissertation versucht, die Frage zu beantworten, was in der Theologie unter dem Paradigmenbegriff verstanden werden kann. Die These dieser Arbeit lässt sich in folgender Aussage zusammenfassen: Jesus Christus ist das Paradigma der christlichen Theologie. Dieses konkrete historische Ereignis, sein Leben, sein Tod und seine Auferstehung sind grundlegend für die Theologie. Auch wenn dies auf den ersten Blick selbstverständlich erscheint, ist es das im erkenntnistheoretischen Sinne nicht. Der Paradigmenbegriff ermöglicht die Formulierung der epistemologischen Zentralität der Person Jesu Christi für die christliche Theologie. Es ermöglicht auch ein Verständnis verschiedener theologischer Schulen in der Geschichte der Theologie oder verschiedener theologischer Richtungen in der heutigen pluralistischen Theologie, die als Paradigmen im Sinne der Disziplinarmatrix verstanden werden können, aber abhängig sind von dem Exemplar Jesu Christi. Die erkenntnistheoretische Grundlage der Theologie als paradigmenbasierte Wissenschaft ist die Person Jesu Christi, er ist das universale Konkretum, das die Entstehung unterschiedlicher theologischer Traditionen ermöglicht. Dies erlaubt nicht zuletzt, Kontinuität und Diskontinuität in der Theologie gleichzeitig zu bekräftigen.
2023
COSER Mattia
Das Böse in Gott?
Ontologie des Bösen und des Leidens in der Philosophie Pareysons
Betreuer*innen: Kurt Appel gemeinsam mit Jakob Deibl (Universität Wien)
GÜNTHER Julius
Geschichte der Persönlichkeit. Untersuchungen zur Dynamik des Religiösen und des Unbewussten bei F.W.J. von Schelling
Betreuer*innen: Kurt Appel gemeinsam mit Jakob Deibl (Universität Wien)
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2022
ACHATHALER Lisa
From Trust in God to an Ethics of Hope: Biblical Narratives, Grenzsituationen, and the Productive Role of Welte's Mitvollzug
Betreuer*in: Kurt Appel und Jakob Deibl (Universität Wien)
KURAN Daniel
Text und Erscheinung. Wie sich die Gottesfrage im Auffassen von Hegel und Derrida artikulieren könnte
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
2021
BOLORON Cirilo
The Concept of Inclusive Pluralism: Exploring Jacques Dupuis' Theology of Religions and its Implication contemporary Interreligious Dialogue
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
Publikation erschienen im V&R unipress Verlag 2022
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BUZINGO Sylvère
Kirche des Aufbruchs. Die ekklesiologische Mystik der Freude in Evangelii Gaudium
Betreuer*in: Kurt Appel und Jakob Deibl (Universität Wien)
DEIBL Marlene
Neuer Gebrauch. Agamben als Leser philosophischer und theologischer Tradition
Betreuer*in: Kurt Appel und Jakob Deibl (Universität Wien)
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NWAIWU Saviour Chidobere
Ejim Ofo na Ogu. A Mystic Approach to the God - Question of the African Igbos of Nigeria
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
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RICHTER Michaela
Nachfolge als Teilhabe am Göttlichen - der mystagogische Weg christlicher Existenz am Beispiel Christian de Chergés, Prior von Tibhirine (+1996)
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
VIERTBAUER Klaus
Religion und Lebensform - Religiöse Epistemologie im Anschluss an Jürgen Habermas
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
Publikation erschienen im Verlag Friedrich Pustet 2022
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2020
CASADEI Marco
"... Tentare la crepa dell'essere: soglia e dis-chiusura" Ricognizioni teologiche intorno a Gv 19,34 in unconfronto con Giorgio Agamben e Jean-Luc Nancy / Den Riss des Seins versuchen! Öffnung und Schwelle. Erkundungen zu Joh 19,34 anhand von Giorgio Agamben und Jean-Luc Nancy
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
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Publikation erschienen im Verlag Pazzini Editore 2022
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ROSSI Maurizio
Come amare: Il sublime del cristianesimo nel pensiero di Pier Angelo Sequeri
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
2018
KUBASIAK Piotr
Zwischen Existenzialismus und Politik. Europa und Geschichte im Denken von Krzysztof Michalski
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
Publikation erschienen im Verlag Grünewald 2020
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2017
ARBET Viliam
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
DEIBL Stefan
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
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GLIGORIC Miroljub
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
Publikation erschienen im Herder Verlag 2020
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KAISLER Rudolf
Die Erzählung des Gastes. Gottesrede am Ausgang von Europa. Eine theologische Auseinandersetzung mit dem philosophischen Entwurf einer 'Sprache des Gastes' von Hans-Dieter Bahr
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
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KERSCHBAUM Gerhard Franz
Aufweis des Daseins Gottes aus der Erfahrung des Nichts. Bernhard Weltes phänomenologischer Entwurf (zu) einer 'Theologia negativa' unter verschlossenem Himmel
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
Publikation erschienen im Verlag Literareon 2021
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2016
PITTL Sebastian
Geschichte und Kreuz. Eine systematische Rekonstruktion des Ortes der Theologie im Denken Ignacio Ellacurías
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
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[Stellungnahme von Kurt Appel]
Publikation erschienen im Verlag Friedrich Pustet 2018
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SIMBRUNER Georg
Anfang des menschlichen Daseins. Biologisch-medizinische Beiträge zu einer philosophisch-theologischen Anthropologie der Pränatal-, Perinatal- und Postnatalzeit
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
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Publikation erschienen im Südwestdeutschen Verlag 2016
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2015
MORAVCIK Karol
Kirche als Freiheitsraum. Die Kirchenvision Karl Rahners vor dem Hintergrund der postkommunistischen slowakischen Gesellschaft
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
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2013
GATTERBAUER Ernst
Peter Sloterdijk: der Kulissenschieber auf der Bühne, suchend nach dem Heiligen – Simone Weil: die aufmerksame Grenzgängerin, hinter den Kulissen
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
PFEIFFER Hubert
Nähe und Entzug Gottes in der Lichtung des Seyns. JHWHs Vorübergang (Ex 32-34) und der Gott des unendlichen Verhältnisses in Heideggers Wort vom Geviert
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
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Publikation erschienen im Verlag Königshausen & Neumann 2019
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WAGNSONNER Christian
Wenn Gott nicht gewusst werden könnte, wäre er kein Gott mehr. Der späte Schelling und das Ende des Wissens
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
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2012
GUANZINI Isabella
L'origine e l'inizio. Hans Urs von Balthasar e Massimo Cacciari
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien) und Pierangelo Sequeri (Italien)
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IBEANU Joseph Chudi
The Mission of the Church in a Continent Torn Apart by Wars, Conflicts, Violence and Opression - Towards an African Political Theology of Reconciliaton
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
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MICKOVIC Branislav
Die Relevanz der Leidensfrage bei Dorothee Sölle und J.B. Metz
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
2011
IGREC Marie-Theres
Gott Gott und Mensch Mensch sein lassen. Die Rede vom Geheimnis in den Theologien von Karl Rahner und Dietrich Bonhoeffer
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
Zweitgutachten von G. Prüller-Jagenteufel (Universität Wien)
OKAFOR Ikenna
„Ọ nụrụ ube nwanne agbala ọsọ“. A theology of fraternal solidarity: An Igbo perspective to liberation theology
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
2010
MEILLER Christoph
Vom unangepassten Leben. Politisch-religiöse Motive bei Kierkegaard
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
2009
DEIBL Helmut Jakob
Menschwerdung und Schwächung. Annäherung an ein Gespräch mit Gianni Vattimo
Betreuer*in: Kurt Appel (Universität Wien)
Gutachten von Johann Reikerstorfer und Kurt Appel
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